Die Jahreslosung 2019 ist in der momentanen Zeit aktueller denn je. Wir haben Björn Schukat zum Podcast eingeladen. Er ist Pfarrer und Jäger – eine spannende Kombination die in seiner Gemeinde immer wieder zu Erheiterung führt.
Wir sprechen mit ihm darüber, was Frieden ist. Nur das "Schweigen der Waffen" oder geht Friede noch viel weiter?
DG: David Geitner
DN: David Naßler
Gäste:
Pfarrer Björn Schukart
Nina Naßler
DN: Hallo, wir sind hier direkt vor einem Jägersteig. Wir haben auch schon ein großartiges Bild drauf gemacht. Wir sind der David natürlich, ich und Nina.
DN: Heute geht es um das Thema „Suche Frieden und jage Ihm nach.“ Suche Frieden und jage ihm nach haben wir als Motto auf ein Auto der Kirchengemeinde gestaltet, und zwar auf dem Transporter. Die Künstlerin ist heute hier: Nina Nina, erkläre doch mal ganz kurz, wie kamst du da drauf? Was war deine Idee dahinter?
Nina: Wir haben den weißen Transporter vor dem Gemeindehaus in Heuchling gesehen und dachten wir beide - David und ich, dachten uns - Der ist ein bisschen langweilig so ganz in weiß, den müssen wir irgendwie mit Fotos aufpeppen, und es wäre ja eigentlich ganz witzig, wenn wir diesen Spruch draufstehen würde und der Transporter durch Lauf fährt. Und du hinter dem Transporter herfährst, wo draufsteht, 'jage ihm nach'''.
DG: Damals war das die Jahreslosung. Vor zwei, drei Jahren, glaube ich, seid ihr auf die Idee gekommen. Eine großartige Idee.
Nina: Das kann gut sein.
DN: Die Seiten vom Bus sind dann mit Kirchenfenstern beklebt, das ist auch ziemlich cool. Genau, und hinten, wie du das geschrieben hast, das war handschriftlich.
Nina: Ja.
DG: Jetzt wisst ihr, wer den Gemeindebus der Kirchengemeinde Lauf gestaltet hat.
DN: Genau. Aber grundsätzlich: Jagen tun Jäger
DG: Welche Weisheit…
DN: David du hats jemanden interviewt, der jagt und sich mit dem Frieden auskennt. Vielleicht, dass du ganz kurz vorstellst um wen es geht.
DG: Interviewt haben wir den Björn Schukat. Björn ist Gemeindepfarrer in Vorra und bald dann in Hersbruck. Wir fanden es spannend, mal zu hören, wie ist das denn so zusammenpasst: Ein Pfarrer auf der Jagd und auf der Kanzel. Wir sind gespannt, was Björn uns zu berichten hat.
DG: Einen wunderschönen guten Morgen heute. Es ist noch früh, und der frühe Vogel fängt den Wurm, oder anders gesagt, der frühe Jäger startet in den Tag. Und ich freue mich heute über unseren Podcast Gast, Björn Schukat. Er ist Gemeindepfarrer in der Kirchengemeinde Vorra noch, denn er wird seine Stelle wechseln, da kann er ja noch was selbst dazu sagen. Ich freue mich sehr, dass du heute bei uns bist. Und das Spannende ist, du bist Jäger. Jetzt frage ich dich gleich, frei raus, Björn, wie kommt man denn als Pfarrer zum Jagen? Passt das in Friedenszeiten zusammen?
Björn: Ja, einen wunderschönen guten Morgen auch von meiner Seite aus. Als Frühaufsteher ist es für mich schon fast wieder Zeit, ans Mittagessen zu denken, aber Spaß bei Seite.
DG: Und an den Mittagsschlaf, habe ich gelernt.
Björn: Und an den Mittagsschlaf. Der gehört zwingend auch dazu. Freut mich sehr, dass ich hier zu Gast sein darf. Ganz herzliches Dankeschön für die Einladung. Ja, wie kommt man als Pfarrer dazu zu jagen? Bei mir war es eher umgekehrt. Ich habe schon sehr früh meinen Jagdschein gemacht. Damals war das noch so, dass man anderthalb Jahre lang einen Vorbereitungskurs vor den Prüfungen machen musste. Den habe ich mit 16 Jahren schon angefangen, habe dann mit 18 Jahren schon meinen Jagdschein gehabt, und zum Jagen selbst gekommen bin ich so wie die allermeisten Jäger auch durch das familiäre Umfeld. Mein Vater hatte auch seinen Jagdschein. Ich war schon als Fünfjähriger mit auf der Jagd gewesen und bin da einfach ganz normal reingewachsen und hatte dann eben noch als Schüler meinen Jagdschein, auch meinen ersten Bock erlegt, und bin da eben dann schon, lange bevor ich das Theologiestudium angefangen habe, regelmäßig auf die Jagd gegangen.
DG: Also du warst erst Jäger und dann wurdest du Pfarrer?
Björn: So kann man das sagen. Genau, ja, wobei ich hier andere auch kenne, die Pfarrer waren und dann vielleicht auch inspiriert durch Begegnungen mit mir dann ihren Jagdschein gemacht haben. Es gibt beides. Bei mir war es andersrum.
DG: Ah ja, okay. Und jetzt begleitet dich das. Schreibst du das in deine Bewerbung dann rein? Wie kommt das an? Sind das durchweg positive Rückmeldungen, oder kommt gelegentlich auch ein: „Wie kann man das denn machen?“
Björn: Das Spannende ist, dass ich als Pfarrer selbst in meinem Pfarrdienst bis jetzt noch nie irgendwie deswegen blöd angemacht wurde. Ich bin im Augenblick in einem kleinen Dorf als Pfarrer tätig. Das ist genau das Gegenteil, also dass die Leute da sehr großes Verständnis dafür entgegenbringen. Man ist hier eingewoben in die Natur. Man kennt die Abläufe. Man weiß um die Notwendigkeit der Jagd und dass das hier der Pfarrer macht, das sorgt gelegentlich für Erheiterung, aber keinesfalls für Verwunderung. Wo ich aber tatsächlich härtere Diskussionen hatte und auch Konfrontationen und mir auch oft vorgeworfen wurde, das geht ja überhaupt gar nicht zusammen, das war im Theologiestudium, also unter Theologen sozusagen. Da war das schon mal ein bisschen mehr umstritten. Aus der Gemeinde raus, seitdem ich wirklich auch im kirchlichen Dienst bin, hatte ich da nie irgendwelche Probleme mit irgendwelchen Gemeindegliedern.
DG: Okay, ich denke gerade an meine Konfis zurück. Da musste ich mich schon rechtfertigen, wenn wir Fleisch gekauft haben. Da war das schon problematisch. Der schießende Diakon wäre nicht mehrheitsfähig gewesen. Eine andere Frage: Was fasziniert dich am Jagen? Was ist das, was dir so gefällt daran?
Björn: Also, wenn man sich als Nicht-Jäger einen Jäger vorstellt, dann geht man ja meistens davon aus, der geht mit seinem Gewehr raus in den Wald und schießt irgendwas über den Haufen und freut sich daran, dass er geschossen hat. Weitverbreitetes, klischeehaftes Bild, und natürlich ist da ein bisschen was dran. Aber es gibt da einen schönen Spruch auch unter Jägern. Das Erleben von Wild ist das I - Tüpfelchen auf dem langen Wort „Weidmanns Heil“. Das bedeutet, bevor ich ein Stück erlege, passiert so vieles außen rum, was für mich die eigentliche Jagd ausmacht. Also das Schönste, Wichtigste, Erfüllendste für mich ist einfach, wenn ich mal drei Stunden auf dem Hochsitz einfach sitze, meine Ruhe finde, meinen Frieden habe, keine Kinder, kein Telefon, keine WhatsApp, keine Mails da sind, sondern ich einfach nur mit mir und dem lieben Gott ganz allein bin. Und das ist mir auch ganz oft schon passiert, dass ich gar nicht so hundertprozentig aufmerksam war für das zu erlegende Wild um mich herum, sondern dass ich einfach, ja, einfach abschalten konnte, runterkommen von all dem, was einem sonst beschäftigt, und das ist für mich oft das tausendmal wichtiger, als dass ich jetzt unbedingt ein Rehbock schieße. Freue ich mich auch sehr, wenn das funktioniert, keine Frage, aber das andere ist für mich das wesentlich Wichtigere. Und das ist tatsächlich, kann man wirklich so sagen, auch etwas sehr Spirituelles, dort im Wald runterzukommen, seine Ruhe zu finden und mit sich selbst über Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen.
DG: Also würdest du sagen, es ist ein Teil deines Glaubenslebens, eben auch in den Wald und dort die Ruhe zu finden und vielleicht auch ein Gebet zu sprechen oder dort ein Stück weit zur Ruhe zu kommen und sich ganz zu konzentrieren und eben dann auch Gott mit einzubeziehen?
Björn: Absolut. Also ich würde sogar sagen, dass ich mit meine intensivsten Gottesbegegnungen, meine intensivsten spirituellen Erfahrungen tatsächlich auf dem Hochsitz gemacht habe, also wenn man einfach mal sich so einen äußerlichen Rahmen schafft, der im Alltag ja kaum möglich ist, um, wie soll ich es nennen, den Einbruch einer geistlichen Dimension zu ermöglichen. Das passiert oft in Gottesdiensten oder in Begegnungen mit anderen Menschen, aber so im geregelten Alltag, wo dieses und jenes zu bedenken und zu machen und zu tun ist, da passiert es eher selten. Natürlich auch. Aber für mich ist der Hochsitz, das Draußen-Sein in der Natur, in Gott guter Schöpfung, prädestiniert dafür, um wirklich ganz dichte spirituelle, emotionale Erfahrungen zu machen. Übrigens habe ich auch mit die besten Predigtideen dann tatsächlich auf dem Hochsitz.
DG: Das ist ja sehr spannend, weil wir Laien da erst mal, wie du sagst, vom Ende her denken vom erlegten Wild. Aber das ist da ein Prozess ist, wie du jetzt sagst, klar, das ist dann das, was tatsächlich auch diese spirituelle Ebene öffnet. Ich habe überlegt: „Was für ein Satz passt denn vielleicht, mit einem Jäger ins Gespräch zu kommen, der auch noch Theologe ist?" Da kommt mir die ehemalige Jahreslosung in den Sinn: „Suche Frieden und jage ihm nach. Jetzt leben wir gerade in sehr Zeiten, mit sehr wenig Frieden? Wie siehst du denn die Rolle der Kirche oder von uns als Christ*innen mit Blick auf den Frieden?
Björn: Ich fange immer erst mal da an zu definieren, was ist denn eigentlich Frieden? Und die allermeisten Leute würden sagen, Frieden ist, wenn die Waffen schweigen. Und dass in der Ukraine im Augenblick kein Friede ist, da sind wir uns alle einig. Friede ist für mich aber etwas, noch viel weiter geht als das Schweigen von Waffen. Friede ist, was bei jedem einzelnen Menschen anfängt und von da aus es weitere Kreise zieht, erst im relativ kleinen Umfeld mit meinem Partner, meiner Familie, meinen Kindern, meinen Eltern, Geschwistern, meiner ganzen erweiterten Familie auch, was aber dann auch weitere Kreise noch zieht zu Nachbarn und Arbeitskollegen und Freunden und Mitschülern und Dorfgemeinschaften und Sportvereinen und so weiter und so fort. Und wenn man Frieden von daher denkt, merkt man das Frieden wesentlich mehr ist als das Schweigen der Waffen. Und wenn man dann von uns einzelnen Christen jetzt ausgeht, die wir vielleicht nicht unbedingt, keine Ahnung, EKD-Ratsvorsitzender sind oder auch als Bundeskanzler oder Verteidigungsminister, wo man wirklich auch Hand anlegen kann und versuchen kann, das Schweigen der Waffen in der Ukraine zu bringen, wenn man mal von diesem Gedanken weggeht, denn das betrifft ja die allerwenigsten von uns, kann man trotzdem ganz viel für den Frieden tun. Vielleicht nicht für den Frieden in der Ukraine, aber eben für den Frieden in meinem Umfeld und eben auch für meinen eigenen Frieden. Und das hängt wieder zusammen auch mit Zufriedenheit und da, glaube ich, hat jeder von uns so viele Möglichkeiten, für diesen Frieden als Christ zu arbeiten. Da gehen uns die Ideen und die Kreativität und die Möglichkeiten ganz bestimmt nicht aus.
DG: Das finde ich einen ganz spannenden Aspekt, den du da jetzt ansprichst, zu sagen, dass Zufriedenheit, also dass Friede auch in mir sein muss. Und das ist tatsächlich was, wo im Hochstuhl beim Jagen, beginnen kann, wenn ich mir die Frage stelle: „Wo finde ich denn meine Zeiten für den inneren Frieden? Bin ich ausgeglichen?“ Das kann man nicht immer sein. Aber sich die Frage zu stellen gehe ich friedlich, hoffnungsvoll, durch diese Welt. Bin ich ein Gegenstück dieser hektischen, zu dieser unausgeglichenen Welt. Das kann man nicht von heute auf morgen, da kenne ich mich selbst gut genug, es ist ein Prozess. Aber ich stelle fest, es hängt dem Älterwerden zusammen. Mit 17 Jahren war ich da tatsächlich noch viel stressiger, unruhiger als jetzt mit Mitte 30. Ich denke, dass Orte tatsächlich dazugehören und es ist ein schöner Gedanke, mit Blick auf den Frieden bei sich zu bleiben und dort anzufangen. Was ist dann Friede für dich konkret? Ich meine jetzt mit Blick auf den Angriffskrieg in der Ukraine, sondern eher theologisch verstanden: Siehst du einen Unterschied im göttlichen und im weltlichen Frieden? Du hast es gerade schon ein bisschen anklingen lassen.
Björn: Ja, also ich glaube, das sind einerseits zwei getrennte Sachen, weltlicher Friede und göttlicher Friede, und andererseits sind sie auch eng miteinander verwoben. Also wie gesagt, weltlicher Friede wird aller meistens erst mal definiert über das Schweigen der Waffen, geht natürlich aber schon auch ein bisschen drüber hinaus. Also wie gesagt, dieser Begriff Zufriedenheit ist ja auch ganz ausschlaggebend. Und ich glaube sehr wohl, dass es sogar in Situationen, wo die Waffen nicht schweigen, dennoch Zufriedenheit mit sich selbst geben kann. Umgekehrt ist es vielleicht noch viel deutlicher, denn bei uns in Deutschland schweigen die Waffen. So gesehen haben wir Frieden, aber ganz viele Menschen, und da nehme ich mich ja selbst auch mit ein, sind oft sehr unzufrieden. Also kann man diesen Frieden auf der Welt einerseits durch Beendigung von Kriegen natürlich schaffen, aber andererseits eben auch durch die Herstellung von noch mehr Zufriedenheit. Was da alles dazugehört, das ist natürlich oft auch eine sehr individuelle Sache. Der eine braucht dies mehr, um zufrieden zu sein. Der andere braucht das mehr, um zufrieden zu sein. Es ist ein ständiges Arbeiten, innerweltliches Arbeiten, an diesem weltlichen Frieden, an dieser weltlichen Zufriedenheit. Der göttliche Friede, der umfasst nochmal viel mehr. Im Hebräischen heißt Friede ja übersetzt Schalom, und dieser Schalom, der ist wirklich umfassend. Also der meint Wohlergehen, auch Gesundheit zum Beispiel. Aber letztlich, wie gesagt, lässt sich Schalom auch im religiösen Bereich am besten mit Zufriedenheit übersetzen, und das bedeutet, dass ich auch meinen eigenen Frieden mit Gott finde. Und wenn ich diesen Frieden im religiösen Sinne, im göttlichen Sinne nicht habe, dann bleibe ich ein getriebener Mensch, der trotz weltlichem Frieden meinen eigenen göttlichen Frieden nicht hat. Und beim göttlichen Frieden kommt für mich noch was ganz Entscheidendes dazu, dass man nämlich auch hier nochmal unterscheiden kann zwischen, im Johannes Evangelium wird das oft gesagt, einem noch nicht und schon jetzt. Also dieser göttliche Friede ist noch nicht eingetreten und wir leben alle im Glauben auf eine neue Welt, auf Gottes neue Welt hin, in dem dieser göttliche Frieden dann wirklich auch vollendet ist in einer Welt ohne Leid und Geschrei, ohne Angst und ohne Tod, wo wir Gott schauen und versöhnt sind mit allen und mit allem, wo komplette Erlösung eingetreten ist. Aber das ist noch nicht, das wissen wir ja. Also wir leben darauf hin. Das ist etwas, was in Zukunft sich ereignen wird. Und gleichzeitig ist dieser göttliche Friede aber schon jetzt greifbar und blitzt immer wieder hier oder da auf, zum Beispiel in großartigen Gottesdiensten, wo man was merkt von Gottes Anwesenheit, wo man eine Gänsehaut kriegt und irgendwie berührt wird. Oder eben auch in Begegnung mit anderen Menschen, dort, wo Versöhnung zum Beispiel geschieht, manchmal sogar im Angesicht des Todes, wo Menschen am Sterbebett stehen und sich im Guten von anderen Leuten verabschieden können. Ja, und manchmal bricht dieser göttliche Friede schon jetzt auch auf dem Hochsitz an, wenn ich dasitze und Gottes Schöpfung einsauge und einfach merke, da ist was da. Da kommt was auf uns zu, was an Schönheit nicht zu überbieten ist. Und das ist dann eine ganz großartige Erfahrung, die hier eintreten kann, obwohl ein weltlicher Friede lange nicht gegeben ist.
DG: Ja, ich finde, das waren tatsächlich sehr, sehr schöne abschließende Worte. Ich danke dir sehr für dieses bewegende Interview und, ja, wünsche dir Zufriedenheit, habe jetzt gelernt. Ganz, ganz großartige Erfahrungen auf deinem Hochsitz und dann bis hoffentlich bald. Und wir geben dann ab auf die Wanderroute, wo wir hoffentlich auch zufrieden sein werden. Vielen Dank dir, Björn.
Björn: Gerne. Hat mir Spaß gemacht. Danke, alles gute euch. Tschau.
DN: Ich fand das ein richtig geiles Interview, also auch nochmal von mir, Danke, Björn. Ich habe da sehr, sehr gerne zugehört. Ja, was macht mich zufrieden? Und ich habe mir da so Gedanken gemacht. Im Endeffekt ist für mich Zufriedenheit auch so, wie habe ich meinen inneren Frieden. Und das ist für mich – kurz gesagt – einfach die Abwesenheit von negativem Stress. Und wie finde ich den? Das ist immer schwierig, aber, ja, durch Entspannungsroutine, aber natürlich auch durch Dinge, die positiv sind, die mir passieren. Dass sich aus heiterem Himmel ein Interessent meldet, der sagt, er möchte jetzt unser IT-System einsetzen, oder dass positive Dinge beim Hausbau passieren, oder dass wir einfach das Privileg haben, dass wir heute wandern, gehen dürfen, eine großartige Gemeinschaft haben. Das sind alles so Dinge, die mich zufrieden machen. Ich habe aber auch gemerkt, ich brauche ganz viel wirklich Entspannungszeit für mich. Also meine Eltern haben gestern Abend gefragt, ob ich noch mit zum Italiener möchte. Da habe ich gesagt: „Nein ich brauche wirklich jetzt nach dieser krassen Woche eine Pause.“ Ich war jetzt in Österreich auf einem Partner-Event und nächste Woche bin ich in Berlin beim Kongress Christlicher Führungskräfte. Und die Woche drauf sind wir wieder in Berlin bei einem Partner. Und das ist für mich auch anstrengend. Ich glaube, da gibt es wenige, die da sagen: „Das machen wir locker flockig, ohne mit der Wimper zu zucken.
DG: Das machen wir locker flockig.
DN: Genau. Und deswegen brauche ich auch immer diese Tage, wo ich einfach nichts mache, auch keine Menschen sehe. Also gestern war es cool. Nina war in München und ich hatte einfach einen ganzen Tag für mich, hatte einfach keinen Menschen vor mir.Ja, wie ist es bei euch?
Nina: Ja, ich würde gerne anknüpfen, weil ich hatte die gleichen Gedanken wie du, David. Zufriedenheit bedeutet für mich auch, so eine innere Ruhe zu haben, zu mir zu kommen, einfach diesen Alltagsstress oder so eine Gehetztheit fallen zu lassen und auch zu wissen, es passt gerade irgendwie alles. Also, ja, so ein Moment der Ruhe. Zu wissen, ich habe Freunde, mit denen ich mich treffen kann, mit denen ich mich gut verstehe. Ich habe Familie, die da ist. Wir haben großartige Projekte im Privaten, die einfach Spaß machen, auch wenn sie nicht 100 Prozent rund laufen. Aber es macht irgendwie Spaß, ähnlich wie, wie du es angesprochen hast, beim Hausbau, dass wir auch diese Privilegien haben, dass wir so was machen dürfen und können. Ja, das sind für mich so diese Grundpfeiler, dass ich zufrieden bin.
DG: Ja, ich finde es ganz spannend, dass wir jetzt über dieses Thema Zufriedenheit sind und bei Frieden angefangen haben. Für mich ist es tatsächlich nach unten und oben verbunden sein. Also das eine ist, mit den beiden Füßen auf dem Boden stehen, also zu sagen: „Hey, ich bin hier in der Welt. Ich bin zufrieden in dieser Welt. Da habt ihr jetzt viele Aspekte schon genannt. Dass ich eine Aufgabe habe, dass es mir gut geht. Aber auch gleichzeitig nach oben verbunden zu sein im Glauben und zu sagen: „Da gibt es eine Hoffnung, die über diesen weltlichen Frieden, über dieses Schweigen der Waffen, hinausgeht." Das gibt mir ganz, ganz viel Kraft, muss ich ehrlich sagen, weil tatsächlich zum einen, wenn man jetzt auf den Angriffskrieg in der Ukraine blickt, zum anderen auf die globalen Krisen, wenn ich auf die Menschen in meiner Arbeit schaue, wo tagtäglich Menschen mit ihren Geschichten vor mir stehen, die in den Systemen, in denen wir leben, unter die Räder kommen, die gerne zufrieden wären, aber die politisch Verantwortlichen das verwehren, dass ich da die Zufriedenheit nicht verliere und in Zynismus oder in Resignation verfalle, dafür tut es mir gut, nach Oben mit Christus verbunden zu sein. Den Problemen zu begegnen, nicht zu schweigen und trotz aller frustrierenden Erfahrungen eine Hoffnung zu haben, dass dieser Schalom, dieser göttliche Friede, irgendwann eintreten wird. Nach unten in die Welt und nach oben mit Christus verbunden, das ist für mich Zufriedenheit, Friede, neben natürlich der Zeit mit meiner Familie und all den Themen, die in dieser Welt zufrieden machen, die ihr schon genannt habt.
DN: Ein letzter Gedanke: Beim Abendmahl gibt man sich dann die Hand und wünscht sich den Frieden: „Friede sei mit dir“, sagt man ja konkret. Was wünscht man sich und warum kommt es genau an diesem Ort vor?
DG: Das Abendmahl ist ein Sakrament. Und das Sakrament ist ein äußeres Zeichen eines inneren Prozesses. Also man wünscht sich Frieden, der in uns beginnt und sucht dafür ein äußerliches Zeichen, den Friedensgruß. Grundsätzlich geht es beim Abendmahl darum, dass wir uns in dieser heiligen Gemeinschaft bewegen. Das durch Brot und Wein, sich in uns etwas wandelt. Wir gehen gemeinsam zu Brot und Kelch und werden uns dort der Gegenwart Christi, dem Friedefürst schlechthin, bewusst, erleben und spüren ihn in Brot und Wein und wünschen uns dann in dieser Begegnung, die danach stattfindet, dass wir diesen Frieden nach außen tragen als äußeres Zeichen. Es geht darum, dass wir es uns zusprechen und Gott letzten Endes dann in uns präsent wird im Abendmahl und danach, dass wir gestärkt durch die Wandlung von Brot und Wein den Frieden auch leben können. Weil ohne Gott können wir keinen echten Frieden finden, denn er ist der Ursprung allen Friedens.
Und so wünschen wir euch auch Frieden. Friede sei mit euch.
DG: Friede sei mit euch.
DN: Einen schönen Tag euch noch. Tschau, tschau.
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